Dienstag, 20. Juni 2017

Bundespräsident absolviert seinen Antrittsbesuch bei der Bundeswehr im Einsatzführungskommando

Ein Bundespräsident, ein General und fünf Pressevertreter. Neun Uhr ist nicht die Zeit für den gemeinen Hauptstadt-Journalisten, insbesondere wenn der Termin im Nirgendwo stattfindet, also im Land Brandenburg. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr - kurz EinsFüKdo - liegt am lauschigen Schwielowsee südwestlich von Potsdam.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Bundespräsident Steinmeier zum Antrittsbesuch bei der Bundeswehr - Einsatzführungskommando
Mohnblumen am Wegesrand, Vogelgezwitscher in der Henning-von-Tresckow-Kaserne und reichlich Sonne für die gute Ausleuchtung der Fotomotive. Die beiden Audi-Limousinen des Bundespräsidenten donnerten mehr als pünktlich über das Kopfsteinpflaster der Kaserne und hielten kurz vor der Ehrenformation an. Pünktlichkeit wird bei der Bundeswehr großgeschrieben.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Generalleutnant Erich Pfeffer
"Guten Tag Soldatinnen und Soldaten", lautete der politisch korrekte Gruß des Bundespräsidenten, der mit einem lauten "Tag Herr Bundes-Präsident" erwidert wurde. Nach der Nationalhymne und dem Abschreiten der Ehrenformation gab es noch ein gemeinsames Foto mit dem Befehlshaber der Dienststelle, General Erich Pfeffer. Dann verschwanden die beiden Führungspersönlichkeiten im Hauptgebäude.

Erich Pfeffer ist Angehöriger des Heeres, hat langjährige Erfahrungen bei den Gebirgsjägern und trägt als Generalleutnant drei goldene Sterne auf der Schulter. Unterstützt wird er von Generalmajor Thorsten Poschwatta (zwei goldene Sterne, Luftwaffe) und Flottillenadmiral Jörg Klein. Alle drei Männer sind Mitte 50 und verheiratet.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Generalleutnant Pfeffer und Bundespräsident Steinmeier vor dem Hauptgebäude des Einsatzführungskommandos
Das EinsFüKdo wurde 2001 gegründet und koordiniert zurzeit 15 Einsätze weltweit. Es besteht ein reger Kontakt zu den multinationalen Hauptquartieren. Diese verteilen die Aufträge und das EinsFüKdo stellt sicher, dass diese mandatskonform und nach den Rechtsnormen unseres Landes durchgeführt werden. Erich Pfeffer ist dem Generalinspekteur Volker Wieker direkt unterstellt. Volker Wieker trägt vier goldene Sterne auf der Schulter.

Zur kompetenten Erfüllung des umfangreichen Pensums arbeiten am Schwielowsee militärische und zivile Mitarbeiter zusammen. In den Gesprächen am Rande des Antrittsbesuchs wurde deutlich, dass fast alle der heute anwesenden Offiziere über einschlägige Auslandserfahrungen verfügen. Sei es die zu kleine Schutzweste für Embedded Journalists in Afghanistan oder der allgegenwärtige Staub in Mali, so manch eine Episode erheiterte und interessierte die anwesenden Medienvertreter.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Kontrollraum des Einsatzführungskommandos
Die nächste presseöffentliche Station des Antrittsbesuchs des Bundespräsidenten bei der Bundeswehr war der Kontrollraum des Einsatzführungskommandos. Hier durfte nur bedingt gefilmt werden. Auf einem riesigen Screen wechselten Fotos von den Einsatzorten und eine große Weltkarte mit den Beschreibungen der 15 Einsätze. Frank-Walter Steinmeier wollte wissen, ob die hier beschäftigten Soldaten nur auf Anrufe warten oder auch proaktiv in den Einsatzgebieten nachfragen. Ja, das machen sie. Der Bundespräsident stand hinter einem wuchtigen weißen Telefon, das zwar technologisch überlebt wirkte, aber seinen wichtigen Zweck als zentraler Anlaufpunkt erfüllt.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Bundespräsident Steinmeier im Kontrollraum des Einsatzführungskommandos
Der Aufenthalt im klimatisierten Kontrollraum dauerte nicht sehr lange. Wir griffen noch eine Wasserflasche und eilten zum Wald der Erinnerung. Eine sehr beeindruckende Gedenkstätte für die gefallenen Bundeswehr-Soldaten. Besonders berührend sind die privaten Utensilien an den Bäumen rings um die Steinmonumente. Einige der Verstorbenen waren als Vertretung in den Einsatz gereist, einige im Bus zum Flughafen, einige kurz vor Dienstende, als der Hubschrauber abstürzte, sich ein Taxifahrer samt Auto in die Luft sprengte oder eine selbst gebaute Bombe unter der Treppe gezündet wurde. Auch den begleitenden Offizieren ging es nahe, als sie die Namen nannten und von den Umstände des Todes berichteten.

Bundespräsident Steinmeier Antrittsbesuch Bundeswehr Einsatzführungskommando
Stele mit Namen im Wald der Erinnerungen
Der Bundespräsident kam in Begleitung von Erich Pfeffer und nahm sich sehr viel Zeit für die Stelen mit den Namen. Seit zwei Jahren ist wohl kein Bundeswehr-Soldat mehr im Ausland ums Leben gekommen. Das jüngste Metallschild trägt den Namen Olaf Vatterodt. Er starb 2015 in Afgahnistan.

Frank-Walter Steinmeier legte einen Kranz am Ehrenmal nieder und ging dann in Begleitung des Generals durch den Wald zu verschiedenen Gedenkplätzen für die jeweiligen Einsatzorte. Er wirkte tief bewegt.

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Bundespräsident Steinmeier und Generalleutnant Pfeffer im Wald der Erinnerungen
Nach einem kurzen Statement schrieb sich der Bundespräsident in das Erinnerungsbuch ein. Das nahm fast mehr Zeit in Anspruch als das Presse-Statement. Ein Mann, der Prioritäten setzt. Dann verließen die schwarzen A8-Limousinen das Gelände im grünen Umland von Berlin. Satter Motorsound, dann nur noch Vogelgezwitscher. Die Sonne schien und tauchte die Landschaft des Rückweges in ein angenehmes Licht.

Video:
Antrittsbesuch des Bundespräsidenten bei der Bundeswehr

Autor: Matthias Baumann